Gedanken zum Fach Kunst
Joseph Beuys, einer der berühmtesten und wichtigsten (zumindest) deutschen
Künstler der Nachkriegszeit sagte einst: " Im Grunde müsste der Kunstunterricht, auch für
die Schüler, das schwierigste Fach sein. Im Augenblick ist es noch das bequemste Fach, in
dem man häufig machen kann, was man will. Ich glaube, die Kinder verachten den Lehrer
regelrecht, weil er zuwenig fordert." ( Aus Heiner Stachelhaus, Joseph Beuys,
Düsseldorf: Claassen, 1988, S 106)
Das Künstlerische solle man (nach Beuys) in alle Fächer einwirken lassen, auch 10 Stunden
Kunst hätten keinen Sinn, wenn das Fach isoliert dastehe.
Meine Leitlinien? Zumindest sind es für mich immer noch sehr aktuelle Thesen!
Meine schulische Arbeit begann an der Martin-Buber-Oberschule:
Im stillen Kämmerchen hat der Kunstunterricht der MBO (es gibt hier zum Glück auch noch
eine ganze Menge davon) selten stattgefunden, Verbindungen zu anderen Fächern suchte
ich stängig. Die Schüler müssen sich theoretischen und praktischen Anforderungen stellen,
wobei ich versuche, Spaß an künstlerischer Betätigung zu vermitteln und praktisches
Lernen in den Vordergrund zu stellen.
Im Gegensatz zu vielen anderen (Berliner) Schulen hat die MBO 'Natur pur' vor der Schultür
am Kiesteich, im Schulgarten und im üppigen Innenhof, der Skulpturengarten geworden ist,
sodass überwiegend in der warmen Jahreszeit mit Schülergruppen aller Altersstufen immer
wieder draußen direkt in und nach der Natur gearbeitet werden kann (Themen wie
Landschafen,
Blumenbilder, Stilleben, Fundstückskizzen, Menschen im Grünen, Architektur und
Landschaft
bieten sich immer wieder an). Aber auch Wandgestaltungen, Stein und
Holzbearbeitungen,
Betongüsse, Spritzbilder, Fotoexkursionen, Drachenaktionen, Happenings und
Spielaktionen
finden im Freien statt. Die Biologie drängt sich
hier direkt auf, handwerkliche Fähigkeiten können
geschult werden. Im Fotolabor der Schule werden auch eigene Erfahrungen mit der
Fotochemie
gemacht, chemische Prozesse wirken bei der Keramik, beim Drachenbau spielen die Physik
und die Meteorologie nicht unerheblich mit, die Informatik unterstützt die digitale
Bildbearbeitung sowie den digitalenFilmschnitt.
Die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Darstellendes Spiel/Schulspiel ist
bei mir seit Jahrzehnten sehr eng, zugleich gibt es stets Überschneidungen mit der Musik, der
Arbeitslehre und dem Fachbereich Deutsch.
So werden Plakate für die zahlreichen Veranstaltungen entworfen und gedruckt und andere
Promotionsstrategien ausprobiert, das Layout für Programme und Handzettel entwickelt,
werden Masken, Kostüme und Kulissen hergestellt und Bühnenmodelle gebaut. Die
literarische Schülerzeitschrift "Trauma" erhält ständig Illustrationen zu den Texten.
Logisch, dass hier auch inhaltliche Auseinandersetzung stattfindet.
In der Arbeitslehre können spezielle Werkzeuge, Vorrichtungen und Geräte für den
Kunstunterricht gebaut werden, das Design von diesen und anderen Produkten wird in
beiden Fächern zum Unterrichtsgegenstand (Papierpresse, Gussformen, Drahtschlingen,
Siebdruckrahmen...).
Informationen können über bildhafte Zuordnungen besser behalten werden, Skizzen,
Diagramme, Piktogramme, Zeichen und Symbole und eine BILDERFLUT bestimmen unser
Leben mit.
Der Kunstunterricht schafft Grundlagen.
Auch meine neue Wirkungsstätte hat Naturnähe... An's Werk!
Matthias Hentschel
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